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Düngung - Der Wiesentyp macht den Unterschied

Die Düngung von Wiesen


Welche Wiese wie viel Dünger benötigt oder verträgt, hängt stark vom Wiesentyp - also von der Feuchtigkeit und der natürlichen Nährstoffverfügbarkeit - ab. Dabei ist Düngung auch aus Naturschutzsicht nicht generell von vornherein negativ zu sehen! Sehr wichtig ist eine differenzierte Betrachtung! Bestimmte Wiesentypen - vor allem nährstoffreichere, die die größte Heumenge liefern - wurden auch in früheren Zeiten und besonders in Hofnähe mit Mist gedüngt, da durch den ständigen Abtransport von Mähgut den Flächen Nährstoffe entzogen werden. Will der Landwirt langfristig einen gleich bleibenden Ertrag haben, muss er diese Wiesen also düngen. Bei einer Düngung mit dem richtigen Augenmaß bleiben dabei auch die typischen Pflanzenarten in diesen Wiesen erhalten.
Viele Bewirtschafter von Wienerwaldwiesen bewirtschaften auch naturschutzfachlich besonders wertvolle  Wiesen - das sind in der Regel nährstoffärmere oder sehr feuchte Wiesen, deren Pflanzen empfindlicher sind. Die zulässige Düngung ist dabei oft durch freiwillige Vereinbarungen mit dem Naturschutz geregelt. Für den Ertragsentgang erhält der Landwirt dann Leistungsabgeltungen aus den Förderprogrammen von Ländern, Bund und EU.


Eine abgestufte Nutzungsintensität, bei der manche Wiesen gar nicht und andere angepasst an den Wiesentyp, die Standortsverhältnisse, naturschutzfachliche Ziele und die Heuverwendung gedüngt werden, ist ein Teil des Betriebskonzeptes vieler Wienerwaldbauern. Die abgestufte Nutzungsintensität gewährleistet für den Betrieb auch intensivere Flächen, die die größten Erträge bringen und für das wirtschaftliche Bestehen des Betriebes notwendig sind. Denn eines darf man nicht vergessen: Ohne landwirtschaftliche Betriebe und damit landwirtschaftliche Nutzung in der Region ist auch das Erhalten der wertvollen Naturschutz-Wiesen unmöglich!

Foto: DI Dr. Harald Rötzer
Das rechte Maß bei der Wiesendüngung zu finden, ist gerade unter den Rahmenbedingungen eines Biosphärenparks und Europaschutzgebietes (Natura 2000) und bei einer Heuproduktion, die sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr an der Pferdehaltung orientiert hat, eine wichtige Frage. Einerseits werden hier Wiesentypen für die Nachwelt erhalten, die in ihrer jahrhundertelangen Geschichte nie gedüngt, sondern sogar durch ständigen Nährstoffentzug geprägt wurden. Das gilt vor allem für die großen Hutweiden des Wienerwaldes, aber auch für Trockenrasen, extreme Trockenwiesen und auch für die besonders feuchten bis nassen Flächen. Andererseits gibt es im Wienerwald aber auch viele Wiesen auf Standorten mit einer „mittleren“ Wasserversorgung, wo heute genauso gut Äcker sein könnten, wenn die Nutzungsgeschichte der Landschaft anders verlaufen wäre. In manchen Fällen wurde an der Stelle der heutigen Wiesen vor ein paar Jahrzehnten tatsächlich noch Getreide angebaut. Die Äcker wurden mit dem Mist der Tiere gedüngt, die das Futter der Wiesen und Weiden fraßen. Hier ist ein höheres Ertragsniveau, das mit sachgerechter Düngung, in der Regel mit Festmist oder Kompost erreicht werden kann, ökologisch nachhaltig möglich.

Foto: DI Dr. Harald Rötzer

Schließlich ist auch zu bedenken, dass bei der Verfütterung des Heus am Ende eben Mist da ist und es einfach sinnvoll ist, diesen Dünger im Sinne einer Kreislaufwirtschaft auch auf einem Teil der Heuproduktionsflächen zu verwenden, anstatt letzten Endes ein Entsorgungsproblem zu haben. Eine Begrenzung der Düngungsintensität ergibt sich bei der Verwendung des Heus in der Pferdehaltung auch durch die Qualitätsansprüche. Futterhygienisch unbedenkliches Heu mit für die Pferde günstigem hohem Rohfaser- und niedrigem Eiweißgehalt wird auf nicht zu früh gemähten und nur mäßig gedüngten Wiesen erzeugt. Im Wienerwald gibt es solche Wiesen. Dieses Heu unterscheidet sich von dem, das von Grünlandflächen stammt, die mit größeren Mengen von Gülle und Mineraldünger bewirtschaftet werden.

 

Text: DI Dr. Harald Rötzer