Heuqualität in der Pferdefütterung
Heuuntersuchung im Futtermittellabor Rosenau, Service der NÖ Landwirtschaftskammer für Tierhalter
Die Qualität
des Futters ist ein zentrales Erfordernis für die Gesundheit und Leistungsbereitschaft landwirtschaftlicher Nutztiere. Dies trifft insbesondere auf Pferde zu.
Der Begriff „Futterqualität“ umfasst eine Vielzahl von Kriterien. Nachfolgend sollen primär der Nährstoffgehalt sowie die Futterhygiene in Betracht gezogen werden.
Nährstoffgehalt
Der Nährstoffgehalt umfasst im Wesentlichen die Trockenmasse, das Rohprotein, die Rohfaser, die Rohasche sowie den Energiegehalt.
Trockenmasse
Im Hinblick auf die Lagerfähigkeit (mikrobiologische Stabilität) sollte Heu mindestens 86 % Trockenmasse (TM) aufweisen *1).
Dieser Wert wird in der Regel erst auf dem Lager im Rahmen der natürlichen Nachtrocknung (Schwitzphase) erreicht. Hierbei spielen die Lagerbedingungen eine bedeutende Rolle.
Rohprotein und Rohfaser
Mit Ausnahme von Fohlen und Stuten, die einen höheren Proteinbedarf haben, sollten in der Pferdefütterung keine proteinreichen Heuqualitäten eingesetzt werden. In diesem Zusammenhang eignet sich Heu vom ersten Schnitt, mit ca. 300 bis 310 g Rohfaser (RFA) *2) und 100 bis 110 g Rohprotein (RP) *3) je kg Heutrockenmasse (= rd. 270 bis 280 g RFA und 90 bis 100 g RP je kg Frischmasse (FM)) *4). Heu dieser Qualität entspricht einem Vegetationsstadium von etwa Beginn bis Mitte der Gräserblüte (Leitgras „Knaulgras“).
Die Verdaulichkeit des Rohproteins kann bei diesem Erntestadium mit ca. 63 Prozent angegeben werden.
Rohasche
Die Rohasche *5) ist ein Gradmesser für die Verschmutzung und soll einen Wert von 90 g je kg Trockenmasse (= 80 g je kg FM) nicht überschreiten.
Energie
Der Energiegehalt *6) resultiert aus mehreren Kriterien. Hiezu zählen in erster Linie das Vegetationsstadium (Schnittzeitpunkt), der Verschmutzungsgrad sowie die Konservierungsverluste. Heu in der gewünschten bzw. beschriebenen Qualität weist in der Regel einen Energiegehalt an verdaulicher Energie (Pferd) von 9,0 MJ je kg TM *6) (= 8,0 MJ je kg FM) auf.
Zusammenfassend ist zu bemerken, dass die nährstoffmäßige Zusammensetzung bzw. Qualität von vielen Kriterien beeinflusst wird, die zueinander in Wechselwirkung stehen.
Hiezu zählen:
- die Bestandeszusammensetzung
(Qualität des Grünlandes mit den Anteilen an Gräsern, Leguminosen und Kräutern) - die Bewirtschaftungsintensität
(Düngung und Schnitthäufigkeit) - das Vegetationsstadium (Erntezeitpunkt)
- die Sorgfalt der Heuwerbung und Lagerung
(Ernte- und Konservierungsverluste)
Strukturreiches Heu des ersten
Aufwuchses mit sehr guter Futterhygiene,
beste Futtergrundlage für gesunde Pferde
Auf keinen Fall eignen sich für Pferde Heuqualitäten, die von intensiv bewirtschafteten, stark gedüngten Grünlandflächen stammen (Gülleflora). Derartiges Heu ist nicht nur aus verdauungsphysiologischen Überlegungen bedenklich, sondern auch aus futterhygienischer Sicht anfälliger für mikrobielle Verderbvorgänge.
Text von DI Günther Wiedner
*1) Trockenmasse (TM) oder Trockensubstanz ist jener Bestandteil einer Substanz, der nach Abzug des Wassergehaltes übrig bleibt.
*2) Rohfaser (RFA) ist der Anteil eines Futtermittels, welcher bei Einlage in Säuren oder Laugen als "unverdaulich" sprich unlöslicher Bestandteil zurückbleibt. Hauptbestandteil dieser Stoffklasse ist Cellulose.
*3) Rohprotein (RP) ist die Summe aller Verbindungen die Stickstoff enthalten, man geht von einem mittleren N-Gehalt des Rohproteins von 16% bei Pflanzen aus.
*4) Frischmasse (FM) bezeichnet die Masse des gewonnenen Betrages von Futtermittelerzeugnissen, welche neben der TM noch Wasser beinhalten.
*5) Rohasche ist der Bestandteil eines Futtermittels, welcher durch Verbrennung (Erhitzung auf 550°C über längere Zeit) sämtliche organischen Bestandteile entsorgen würden.
*6) Megajoule (MJ) ist eine Einheit zur Energiemengenbemessung in der Tierhaltung. Diese Einheit findet auch in anderen Bereichen Anwendung.